Jubiläum des Verkehrsverbandes Westfalen e.V. mit einem 6,3-Millionen-Euro-Geschenk
Auf der Feier zum 50-jährigen Bestehen des Verkehrsverbands Westfalen e. V. am 12. November erhält die Stadt Hamm einen Förderbescheid zum Bau eines „Multi-Hub“.
Die Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene braucht mehr Unterstützung. Darin sind sich die 80 Gäste des Verkehrsverbands Westfalen e. V. einig. Ein stärkeres Bekenntnis für dieses Anliegens hätte Oliver Krischer wohl kaum geben können: So zückte der nordrhein-westfälische Minister für Umwelt und Verkehr einen Förderbescheid in Höhe von exakt 6.289.535 Euro und 57 Cent. Damit soll der Umbau des einstmals größten Rangierbahnhofs Europas zu einem modernen Güterdreh -und Umschlagspunkt unterstützt werden. Das war ganz nach dem Geschmack des Vorstandsvorsitzenden des Verkehrsverbandes Westfalen, Marc Simon: „Auch bei einem Jubiläum muss der Blick nach vorne gerichtet bleiben und es passt zu uns, auch auf unserer Jubiläumsfeier fachliche Impulse zu geben.“
Westfalen profitiert vom Deutschlandtakt
Das Fazit des Beratungsunternehmen SMA Deutschland GmbH ist grundsätzlich positiv für diese Region. Die Planungen des Deutschlandtaktes ermöglichen sowohl für den Personen- als auch den Güterverkehr in Westfalen eine deutlich höhere Verbindungsqualität. Der SMA-Experte Philipp Schröder benennt einige zentrale Maßnahmen, darunter der Ausbau des Bahnknotens Hamm, eine Teilelektrifizierung im Sauerland und vor allem die Ruhr-Sieg-Strecke. Dr. Christian Gruß, Vorstand der Bahn-Tochter DB InfraGO AG und unter anderem zuständig für Fahrpläne und Kapazitätsmanagement, blickte durchaus selbstkritisch auf den Umgang mit dem Güterverkehr in den vergangenen Jahrzehnten. Verladestellen und Überholgleise seien dem Rotstift zum Opfer gefallen.
Bevor man an den Ausbau denken könne, müsse zunächst der Bestand auf Vordermann gebracht werden, so Gruß. „Wir müssen einfach unsere Infrastruktur wieder fit machen und durch das Tal der vielen Baustellen kommen“, sagte Krischer. Mit der Erfahrung des Verkehrsverbandes Westfalen über mehrere Jahrzehnte mahnte Geschäftsführer Stefan Peltzer allerdings an, dass die Verbesserung der Mobilität nur zu erreichen sei, wenn man sich nicht mit der Bestandspflege zufrieden gebe. Glücklicherweise muss zusätzlicher Schienengüterverkehr in dieser Region nicht erst jahreslang auf einen Netzausbau warten. Zu diesem Ergebnis das Gutachten des Verkehrsverbandes.
Qualität und Kosten bremsen den Umstieg
Weiterhin zeigen die Ergebnisse, dass aktuell Qualitätsprobleme und die Kosten den Wechsel auf die Schiene bremsen. Eine Lösung für die Kostensituation bezeichnete der Verbandsvorsitzende als kurzfristig und dringend erforderlich. Dies unterstrich auch Christian Betchen, Geschäftsführer der KSW Kreisbahn Siegen-Wittgenstein GmbH. „Wir brauchen ein neues Trassenpreismodell, sonst geht dem Schienengüterverkehr die Konkurrenzfähigkeit vollständig verloren!“ Dr. Gruß mahnte zur Eile in den politischen Beschlüssen, weil sonst die Trassenpreise für 2026 noch einmal deutlich steigen könnten.
Verkehrspolitischer Schrittmacher mahnt zur Beschleunigung
Mit einem Zieljahr 2040 für das Schienennetz in NRW könne man sich nicht zufrieden geben. Das sei weder für Unternehmer noch für Bürger eine ernst zu nehmende Perspektive. Die Vereinfachung von Planungen bietet Beschleunigungspotenzial. Solche Möglichkeiten dürften nicht wie eine „heiße Kartoffel“ zwischen Bund, Land und Kommunen weiter gereicht werden. Vor allem müssten nach den Vorstellungen des Verkehrsverbandes Westfalen Zwischenergebnisse klarer kommuniziert werden.
Sowohl der Oberbürgermeister als auch der Verkehrsminister lobten die klaren und stets sachlichen Empfehlungen. „Bewaffnet“ mit Studien habe der Verband sich als „Schrittmacher“ aus unserer Region für die Verkehrspolitik in NRW bewiesen. Verkehrsminister Krischer schätzt nach eigener Aussage vor allem die Bündelung unterschiedlicher Interessen und bedauerte sogar, dass es eine solche Einrichtung nicht auch in anderen Landesteilen gebe.