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Vom regionalen Meinungsforum zum Partner der Landesregierung

Seit über 40 Jahren setzt sich der Verkehrsverband Westfalen für die Entwicklung der regionalen Verkehrsinfrastruktur ein. Zum Jubiläum am 29. August 2014 auf dem Dortmunder Flughafengelände fand ein großer Festakt mit NRW-Verkehrsminister Michael Groschek statt. Sein Grußwort sowie die Festschrift finden Sie auf unserer Internetseite.

Die Initiative zur Verbandsgründung ging Anfang der 1970er Jahre von regionalen Unternehmern aus und wurde von der IHK Dortmund vorangebracht: „Die Arbeiten auf dem Verkehrsgebiet haben in den letzten Jahren erkennen lassen, dass das östliche Ruhrgebiet mit seinen Nachbarräumen noch nicht über die erforderliche Geschlossenheit bei der Erarbeitung und Vertretung gemeinsamer Verkehrsinteressen verfügt,“ fasste der Verkehrsdezernent und erste Verbandsgeschäftsführer Dr. Erwin Budde den damaligen Standpunkt der regionalen Wirtschaft zusammen.

„Bei der ersten Vortragsveranstaltung des Verkehrsverbandes im November 1974 sprach der Arnsberger Regierungspräsident Fritz Ziegler (Mitte) über die Verkehrsprobleme des mittleren westfälischen Raums.“

Das änderte sich mit der Gründung des Verkehrsverbands am 28. Januar 1974, der sich fortan für die Verbesserung der Infrastruktur auf der Straße, Schiene, in der Luft und auf dem Wasser in den IHK-Bezirken Dortmund und Arnsberg stark machte. Zunächst wandte er sich mit Vortragsveranstaltungen und Pressemeldungen zu geplanten Streckenstilllegungen der Bundesbahn oder dem schleppenden Straßenausbau an die Politik und Öffentlichkeit. Seit 1977 wurden zusätzlich projektbezogene Studien erstellt, um den verkehrspolitischen Forderungen mehr Gehör und Gewicht zu verschaffen. Der Erfolg fand unter anderem in der schnell wachsenden Mitgliederanzahl seinen Niederschlag.

Dazu zählte auch der Flughafen Dortmund, der nicht erst in Zeiten des dominierenden Tourismusverkehrs vom Engagement des Verkehrsverbands profitierte, wie kürzlich die Genehmigung zur Erweiterung der Betriebszeiten gezeigt hat. Seine Funktion „als Schwerpunktlandeplatz für den Geschäftsreiseverkehr“ wurde bereits 1979 in einer Verbandsstudie zum westfälischen Luftverkehr hervorgehoben: 1977 hatten hier 40 % der insgesamt rund 18.700 Starts von Motorflugzeugen einen gewerblichen Hintergrund. Entsprechend unterstützte der Verband in den Folgejahren den Ausbau des Verkehrslandeplatzes zur Etablierung regelmäßiger linienähnlicher Verbindungen mit anderen Wirtschaftszentren. Die Nachfrage war gegeben: Zwischen 1971 und 1990 hatte sich die Anzahl der Passagiere, darunter in erster Linie Geschäftsreisende, auf 200.000 verzehnfacht.

Der Verbandsgeschäftsführer Dr. Erwin Budde stellte 1979 gemeinsam mit Hans Mönig, Geschäftsführer der Flughafen Dortmund GmbH, die Studie „Allgemeine Luftfahrt in Westfalen“ vor.

In den wissenschaftlich fundierten Projektstudien spiegeln sich die vielfältigen Aktivitäten des Verbands wider: Sie beschäftigten sich mit Ortsumgehungen von Bundesstraßen, der in den 1980er Jahren geplanten Schienenschnellstrecke Dortmund-Kassel oder der notwendigen Anpassung der Kanalinfrastruktur an moderne Schiffstypen. Die dafür zusammengetragene „Fülle von sachlichen Fakten“ stieß zunehmend bei Landepolitikern auf Interesse und wurde sogar in einem Fall im Bundesverkehrsausschuss als „wertvolle Argumentationshilfe“ wahrgenommen.

„Der Dortmunder Verkehrslandeplatz mit seiner 650 m langen Start- und Landebahn im Jahre 1973.“

Nach dem Beitritt der Kammern Hagen (1995), Siegen (2005) und letztlich Bochum (2010) entspricht das Verbandsgebiet heute dem gesamten Regierungsbezirk Arnsberg. Der vergrößerte Aktionsradius ließ neue Themenfelder zu, dazu zählte 2007 eine Studie zur A 45, die sich von Dortmund ausgehend durch das Sauer- und Siegerland bis zur hessischen Landesgrenze zieht. Wegen der kilometerlangen Staus und dem schlechten Zustand zahlreicher Brücken spricht der Verband mit seiner Forderung nach dem sechsspurigen Ausbau der Autobahn bis Gießen betroffenen Unternehmern wie Anja Fischer vom Dortmunder Busunternehmen TRD Reisen aus der Seele. Dabei liegen für die Geschäftsführerin des 1960 gegründeten Familienunternehmens Fluch und Segen gar nicht so viele Jahre auseinander: Die Fertigstellung der A 45 war Anfang der 1970er Jahre als schnelle Verbindung Richtung Süden eine große Erleichterung: „Früher hatte mein Vater allein bis Frankfurt eine halbe Weltreise unternehmen müssen, durch die ganzen Täler und mit zig Pausen. Um nach Bayern zu kommen, waren mindestens zwei Fahrer oder eine Zwischenübernachtung nötig.“ Heute sind häufig wieder zwei Fahrer notwendig, und zwar weil der Dauerstau kurz vor der Ankunft in Dortmund wegen der Fahrtzeitverlängerung noch einmal einen Busfahrerwechsel notwendig macht. Die Anregung des Verkehrsverbands, statt kleinteiliger Ausbaulösungen die Gesamtachse A 45 in den Vordergrund zu schieben, wurde kürzlich vom Land NRW aufgegriffen und findet möglicherweise Eingang in die Bundesplanung.

Der Arbeitskreis „Schienenschnellstrecke Dortmund-Kassel“ verschaffte sich 1987 direkt vor Ort einen Eindruck vom Zustand der Ausbauarbeiten“.

Neben dem Renommee der Studien und den rund 90 Mitgliedern zeigt auch die bereits mehrfache Einladung des Verkehrsverbands zu Anhörungen in den Landtag, dass er sich innerhalb der letzten 40 Jahre von einem regionalen Meinungsforum zu einem auf landespolitischer Ebene ernst- und wahrgenommenen Verkehrsexperten entwickelt hat.