Keine Maut-Vergütung auf Leerfahrten

Mit der Erhöhung und Ausweitung der LKW-Maut hat der Gesetzgeber eine neue Rechnung aufgemacht, die am Ende der Verbraucher zahlen soll. Wie realistisch das tatsächlich ist, diskutierten Verlader und Spediteure im IHK-Verkehrsausschuss.

Die zum Jahresende vollzogene Erhöhung der LKW-Maut und deren Ausweitung auf leichte Nutzfahrzeuge ab 01.07.24 führt zu Mehrkosten der Transportwirtschaft von rund 7,6 Mrd. €/Jahr. Hinzu kommen weitere 14,6 Mio. € als „Erfüllungsaufwand“ durch Bürokratie und Vorfinanzierung. So steht es im Gesetzentwurf der Regierung, den der Bundestag im vergan-genen Herbst beschlossen hat. Der größte Teil dieser Mehrbelastung dürfte allerdings kein Problem für die transportierenden Unternehmen sein, wie man der Gesetzesvorlage an anderer Stelle entnehmen kann: „Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Güterkraftver-kehrsunternehmen die Mautmehrkosten weiterreichen“, heißt es dort.

Soweit die Theorie. Doch die Praxis auch vergangener Mautanpassungen zeigt, dass die Weitergabe erhöhter Belastungen über die Transport- und Lieferkette in erster Linie von der jeweiligen Marktlage abhängt. War die in der jüngeren Vergangenheit vor allem durch Laderaumknappheit geprägt, so hat sich die Waagschale durch den konjunkturellen Einbruch eher zugunsten der Verlader geneigt. „Der Fahrleistungsindex der Transportwirtschaft zeigt eindeutig nach unten“, erläuterte Hubertus Gössling, Spediteur und Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Verkehr und Mobilität beim letzten Treffen dieses Gremiums kurz vor dem Start der neuen Mautsätze. In den Rahmenverträgen mit der verladenden Wirtschaft seien zwar oft Preisgleitklauseln für erhöhte Diesel- und Mautkosten enthalten, doch die Akzeptanz der Kunden sei deshalb noch lange kein Selbstläufer. Das bestätigten auch verschiedene Ausschuss-Mitglieder aus der heimischen Industrie. „Wir wissen um die Problemlage bei den Spediteuren“, so die Verlader. Aber auch die Hersteller stünden mit ihren Produkten unter einem großen Kostendruck, weshalb „wir uns genau anschauen, wie die Erhöhung der Frachtraten individuell begründet wird“, vermittelten sie in der Ausschuss-Diskussion. Daher dürfte klar sein, dass die Mehrkosten in den meisten Fällen von beiden Seiten geschultert werden, beeinflusst durch die Anforderungen an die Qualität, die Dauer der Zusammenarbeit sowie vergangene Preisrunden. „Wir müssen den Spediteuren Luft zum Atmen lassen“, wissen die Verlader den Wert der meist langjährigen Zusammenarbeit zu würdigen. Ein wichtiger Kostenblock bleibt dabei allerdings zum Leidwesen der Transportwirtschaft fast immer auf der Strecke: „Die Maut für die unvermeidbaren Leerfahrten zahlt uns niemand“, beklagten die Spediteure. Leerfahrten im Güterverkehr machten zuletzt rund 25 % der Fahrleistung aus.

Foto: Der IHK-Ausschuss für Verkehr und Mobilität traf sich im neuen ALS-Logistikzentrum.

Autohof Olsberg entkrampft LKW-Parkproblem

Seit rund 20 Jahren ist die A 46 vom Werler Kreuz bis Bestwig durchgängig befahrbar. Seither beklagt die regionale Wirtschaft das Fehlen einer Raststätte auf dem rund 45 km langen Abschnitt.
Mit einem Autohof in Olsberg scheint jetzt eine Lösung in Sicht.

Es geht vor allem um das Parken und Rasten und damit um die Einhaltung der Pausen- und Ruhezeiten für die LKW- und Busfahrer auf dem Weg zu ihren Be- und Entladestellen im Hochsauerland. Mangels Alternative an der Strecke weichen viele Fahrer auf Parkplätze in der Fläche oder auf Standorte in Gewerbegebieten in der Region aus. Doch dort fehlen Ver- und vor allem Entsorgungsmöglichkeiten mit den bekannten Folgen.

Immer wieder hat es deshalb Versuche gegeben, in direkt an Autobahnabfahrten gelegenen Industriegebieten einen Autohof zu errichten. Das scheiterte – wie im Fall Meschede-Enste - meist am hohen Flächendruck an diesen Standorten. Nachvollziehbar wurde dort heimischen Industriebetrieben der Vorzug vor einer Tank- und Rastanlage gegeben.

Umso erfreulicher sind nun die Planungen für einen neuen Autohof direkt am A 46-Abbringer der B 480 in Olsberg. Auf einer noch landwirtschaftlich extensiv genutzten Fläche will die Raiffeisen Vital eG bauen, erläuterte Projektleiter Ingo Brunert im IHK-Verkehrsaus-schuss. Dort sollen neben einer modernen Tankanlage für Mineralölkraftstoffe und perspektivisch auch Wasserstoff ein Shop sowie Sanitäranlagen für Fahrpersonal entstehen. Neben PKW stehen 38 LKW-Stellplätze zur Verfügung. „Mehr bekommen wir leider aufgrund der zur Verfügung stehenden Fläche nicht unter“, erläuterte Brunert, der auch darauf verwies, dass die zeitliche Realisierung aufgrund notwendiger Planungs- und Genehmigungsverfahren noch offen sei. „Die notwendigen politischen Entscheidungen liegen vor, jetzt müssen die zwangsläufigen Verfahren durchlaufen werden“, ist sich Raiffeisen-Vital der Unterstützung sicher. Die bekräftigte auch der IHK-Verkehrsausschuss. Bereits 2022 hatte die IHK in einer Unternehmens-Blitzumfrage das hohe Interesse der regionalen Wirtschaft an einem Autohof im Raum Olsberg unterstrichen.