Transportverlagerung auf Wasser und Schiene

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat am 29. Juni interessierten Unternehmen und Kommunalvertretern eine attraktive Förderung für die Errichtung von KV-Anlagen gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern und dem Verkehrsverband Westfalen e.V. vorgestellt. 

Die Kapazitäten des Straßennetzes sind in unserer Region bereits weitgehend ausgeschöpft. Das Jahrzehnt der Baustellen wird diese weiter reduzieren. Die öffentliche Hand legt zusätzlich großen Wert auf die Reduzierung der Belastungen durch den Verkehr. Der Schlüssel, um sowohl die Flexibilität des Straßentransportes als auch die Kapazitätsreserven und Emissionsvorteile des Schienen- oder Binnenschifftransportes nutzen zu können, sind Anlagen für den sog. kombinierten Verkehr (KV). 

Das BMVI geht von einer Steigerung von 79% der kombinierten Verkehre bis 2030 aus und unterstützt diese Entwicklung mit einer neuen Förderung, die erst im Januar 2017 in Kraft getreten ist. „Wir stellen jährlich knapp 93 Millionen Euro zur Verfügung und sehen auch im westfälischen Ruhrgebiet noch Potenziale für die Verlagerung von Güterverkehren auf Schiene und Wasserstraße“, erläuterte Peter Lüttjohann, Referatsleiter im BMVI. 

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund unterstützte diese Auffassung. „Die Vielseitigkeit der Verkehrsinfrastruktur sowohl der Straßen als auch der Schienen- und Wasserwege im IHK-Bezirk Dortmund hat Championsleague-Niveau.“ Das Bewusstsein für die Vernetzung der Verkehrsinfrastruktur habe nach Einschätzung der IHK eine lange Tradition im IHK-Bezirk Dortmund. Das erste KV-Terminal wurde bereits 1988 in Dortmund errichtet. 

Christian Betchen, Vorstandsmitglied des Verkehrsverbandes Westfalen e.V. und Geschäftsführer der KSW Kreisbahn Siegen-Wittgenstein GmbH blickte ebenfalls optimistisch in die Zukunft, erinnerte aber daran, dass der Verkehrsverband Westfalen bereits vor 15 Jahren festgestellt habe, dass der kombinierte Verkehr sein Potenzial nicht voll ausschöpfe. „Der Trend zu sinkenden Sendungsgrößen und höheren Lieferfrequenzen habe eher den Lkw begünstigt“, so Betchen. 

Die weiteren Referenten unterstützen die positive Zukunftsperspektive. Die Studiengesellschaft für den kombinierten Verkehr sieht nach Aussage ihres geschäftsführenden Vorstandesmitgliedes Clemens Bochynek die Ankündigung der DB AG zur Halbierung der Trassenpreise als einen Schlüssel für die Steigerung der Mengen. 

Ein konkretes Angebot für IHK-Mitglieder mit Interesse an diesem Thema hatte Achim Klukas mitgebracht. Der Projektleiter des Dortmunder Fraunhofer IML bietet eine kostenlose Beratung an. Die Unternehmen können ihre Potentialmengen neutral auf „KV-Eignung“ prüfen lassen. Des Weiteren soll der gegenseitige Erfahrungsaustausch in 2 ERFA-KV Treffen pro Jahr mehr operatives Wissen erzeugen, z.B. über Best-Practice-Beispiele, Berichte über lehrreiche Fehler und Umsetzungsmöglichkeiten.

Praktische Erfahrungsberichte durch den Geschäftsführer der Neuss-Düsseldorfer Häfen und die Dortmunder Stadtwerke sollten auch auf der Veranstaltung nicht zu kurz kommen. So berichteten u.a. Kristina Rummeld, Vorstandsreferentin der Dortmunder Stadtwerke, von der Errichtung der KV-Anlage „Am Hafenbahnhof“. In der anschließenden Diskussion entwickelte sich ein offener Dialog beispielsweise über die Verantwortung der Schienennetzbetreiber und deren Tarifpolitik.