Prof. Dr.-Ing. Uwe Clausen, Marc Simon, Minister Hendrik Wüst, Stefan Schreiber Prof. Dr.-Ing. Uwe Clausen, Marc Simon, Minister Hendrik Wüst, Stefan Schreiber

Wie das Hafenkonzept zum Schnellboot wird

Am 4. Februar hatte der Verkehrsverband Westfalen e.V. in die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund eingeladen, um seine aktuelle Studie „Hafenkonzept Verkehrsverband Westfalen“ zu den Potenzialen von Häfen und Kanälen für die Wirtschaft in Westfalen der Öffentlichkeit vorzustellen und NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst persönlich zu übergeben

Die Inhalte der Studie stellte Prof. Dr. Uwe Clausen, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik, vor. Die Studie umfasst eine Bestandsanalyse, Befragungen der Häfen, von Unternehmen und kommunalen Eigentümern in Verbindung mit einer Trendanalyse. Auf dieser Grundlage sind sieben konkrete Handlungsfelder für die Zukunft herausgearbeitet worden, darunter auch zahlreiche neue Vorschläge. 

  • Interkommunale Planungsgemeinschaften sollen die Anhebung der Brücken im Kanalnetz beschleunigen.
  • Ein Digitalisierungsbeauftragter für die Häfen soll Zukunftspotenziale durch die Digitalisierung für die Häfen schneller nutzbar machen.
  • Infrastrukturkorridore sollen Eingang in die Landesplanung finden und die überregionale Erreichbarkeit der Häfen sichern.
  • Temporäre Umschlagsstellen für Großraum und Schwergut entlang des Kanalnetzes sollen kurze Wege ermöglichen und so die Industriestandorte Süd-Westfalens sichern.

Verkehrsminister Hendrik Wüst sieht die Studie des Verkehrsverbandes Westfalen e.V. als gute Initiative und Werbung für die Stärkung der Binnenschifffahrt in NRW. „Ziel der Landesregierung ist es, dass mehr Güter aufs Schiff verlagert werden. Deshalb müssen wir die Leistungsfähigkeit der Wasserstraßen verbessern. Ich habe mich beim Bundesverkehrsministerium dafür eingesetzt, dass das Land mit dem Bund gemeinsam einen „Aktionsplan Wasserstraßen“ für Nordrhein-Westfalen erarbeitet“, sagte Verkehrsminister Hendrik Wüst. 

Der Vorstandsvorsitzende des Verkehrsverbandes Westfalen (VVW), Marc Simon, erläuterte die Ziele der Studie genauer: „Es ist höchste Zeit, die Wasserstraße wieder ganz nach vorne zu stellen und darüber zu sprechen, was jeder von uns in seiner Verantwortung tun kann.“ Es bestehen aus Sicht des VVW keine Zweifel, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um weitere Gütergruppen verlagern zu können. Gemäß dem Titel der Veranstaltung brachte Simon es auf den Punkt: „Die Weiterentwicklung der Wasserstraße, insbesondere der Kanäle und Häfen in Westfalen und dem Ruhrgebiet, sollte nicht als Schlauchbot daher kommen, das sich von Wind und Strömung treiben lassen muss, sondern als Schnellboot mit einem klaren Kurs.“

Stefan Schreiber, Vorstandsmitglied des VVW und Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund, lobte, dass die Erneuerungs- und Ausbauwelle der Verkehrswege deutlich spürbar sei. Er unterstützte die Einschätzung des Verkehrsverbandes, dass neue Wege notwendig seien, um das Verkehrswachstum der nächsten Jahre bewältigen zu können. „Eine Logistikregion aus der Champions League wie das westfälische Ruhrgebiet braucht auch eine Infrastruktur der Championsklasse“, so Schreiber. Die Bedürfnisse der Nutzer müssten auch bei der Wasserstraße stärker in den Vordergrund. Er kritisierte, dass der Dortmunder Hafen auch 2019 und 2020 monatelang von der Außenwelt abgeschnitten werde. „In anderen Bereichen ist so etwas unvorstellbar“, erläuterte Schreiber und verglich die Situation damit, als ob die Behörden den Tower eines Flughafens ersatzlos für sechs Wochen stilllegen würden. „Für solche Situationen sind buchstäblich neue Wege zu finden“, so Schreiber. 

In der anschließenden Diskussionsrunde wurden die unterschiedlichen Bedürfnisse und Perspektiven von Vertretern der Häfen, der Kommunen, der Transportwirtschaft und des Bundesverkehrsministeriums als Eigentümer der Kanäle behandelt.